Augusta im Tal der Aller

Geschichte der Loge „Augusta im Tal der Aller i.Or. Celle“
(der ersten Freimaurerloge in Celle)

Nur wenige Jahre, nachdem 1737 in Hamburg die erste Loge auf deutschem Boden installiert worden war, folgten auch im heutigen Niedersachsen erste Gründungen. 1746 erhielt die Loge „Friedrich“ in Hannover ihr Konstitutionspatent vom Provinzial-Großmeister von Hamburg und Niedersachsen, Matthias Albert Luttmann; ein Jahr später errichtete sie eine Deputationsloge gleichen Namens in Göttingen. Anfängliche Bedenken des unter anderem für Kirchenfragen zuständigen Konsistoriums im Kurfürstentum Hannover gegenüber der Freimaurerei schienen zu diesem Zeitpunkt ausgeräumt zu sein.

Im April des Jahres 1748 beschlossen auch in Celle lebende Freimaurer, in ihrer Stadt eine Loge zu eröffnen. Aufgrund der geringen Zahl der Celler, möglicherweise auch aus Kostengründen, wandte sich der spätere Sekretär der Loge, der Mediziner Johann Daniel Taube, an die Loge „Friedrich“ in Hannover mit der Bitte, in seiner Stadt ebenfalls eine Deputationsloge zu errichten. Die wiederholten Anfragen an den Bruder des hannoverschen Logengründers, Johann Ludwig Mehmet von Konigstreu, und den dortigen Meister vom Stuhl, Philipp Carl Freiherr von Knigge, blieben jedoch unbeantwortet.

Daraufhin entschloss man sich, die Bitte um Gründung einer Loge direkt an die Provinzial-Großloge in Hamburg zu richten. Dem Wunsch wurde bald entsprochen; am 21. Juli 1748fand die konstituierende Versammlung der Loge „Augusta“ unter der Leitung des ausHamburg abgeordneten Großmeisters, Großsekretär Johann Adolph Daniel Manecke und der „Großoberaufseher“ Toußaint und Ewat statt.

Als Versammlungsort mietete man Räumlichkeiten „auf dem ehemaligen Melvillischen Garten vor dem Helen Thor“. Hier, vor der Stadt an der Straße nach Uelzen, befand sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts ein Kaffeegarten. Wie viele andere Logen nutzte auch die „Augusta“ für ihre Arbeiten Zimmer in einer Gastwirtschaft. Anwesende Celler Freimaurerwaren als Meister der Advokat Christian Adolph Brandes, der Sekretär Franz Gottlieb Hoyer, der Advokat Heinrich Julius Koens und der bereits erwähnte Johann Daniel Taube, als Gesellen der Kaufmann Johann Georg Riebenstein und der Oberappellationsrat Albrecht Andreas von Ramdohr. Erster Meister vom Stuhl wurde Brandes.

Die Mitgliederzahl der „Augusta“ wuchs bis 1753 zwar auf insgesamt 42 Personen an. Allerdings wohnten die auf Brandes folgenden Meister vom Stuhl – von Spörcken (1749-1752), von Ulmenstein (1752-1753) und Graf von Kielmannsegge (1753-1755) – nicht in Celle und wurden bei den Tempel-arbeiten regelmäßig von den Mitbegründern der Loge Taube und Riebenstein vertreten, wie auch insgesamt das Logenleben von wenigen Celler Brüdern aufrechterhalten wurde. So fanden in der zweiten Jahreshälfte 1753 lediglich drei Tempelarbeiten statt, darunter nur eine unter der Leitung des Grafen von Kielmannsegge. Auch die Aufnahmen endeten 1753; zum Johannisfest trat zuletzt Jobst Anton Hinüber (1718-1784) im Meistergrad der „Augusta“ bei.

Die immer selteneren Versammlungen und die schwindende Teilnehmerzahl an den Tempelarbeiten hatten schließlich zur Folge, dass im Januar 1755 der deputierte Meister von Mannsberg eine außerordentliche Meisterloge einberief und bei dieser Versammlung die Einstellung der Arbeit der Loge „Augusta“ beschlossen wurde.

Das frühe Ende der ersten Freimaurerloge in Celle hatte rein interne Gründe, die Freimaurerei insgesamt wurde in Kurhannover nach den erwähnten anfänglichen Vorbehalten nicht weiter behindert.

Neubeginn im Königreich Westphalen
Gut 50 Jahre, nachdem die „Augusta“ ihre Arbeit eingestellt hatte, fanden sich 1810 erneut einige Männer mit dem Wunsch zusammen, eine Loge zu errichten. Zu diesem Zeitpunkt gehörte die Stadt seit einem Jahr zum Königreich Westphalen.

Der Norden Kurhannovers, darin auch Celle, blieb zunächst unter französischer Militärverwaltung. Im Juli 1810 wurden dann die Departements Aller (mit der Hauptstadt Hannover), Nord (Stade) und Niederelbe (Lüneburg) dem Königreich Westphalen zugeschlagen. Celle wurde innerhalb des Departements Aller Distrikthauptstadt für den
Distrikt Celle und Sitz des Unterpräfekten.

Einer der maßgeblichen Initiatoren der neuerlichen Celler Logengründung war Unterpräfekt Freiherr Carl Friedrich von Stralenheim (1782-1846). Er hatte seine Beamtenlaufbahn i m Königreich Westphalen begonnen: 1808 war er Generalsekretär der Präfektur des Fulda-Departements, 1810 erfolgte seine Beförderung zum Unterpräfekten des Distrikts Celle. Zunächst allerdings hatten sich 1810 die Celler Freimaurer v. Drieberg und Richers an die Provinzial-Großloge von Hannover gewandt, um dort seit 1801 verwahrte Ritualgegenstände zu erhalten. Diese Gegenstände waren von einer Feldloge genutzt worden.

Am 6 . April 1 8 11 stellte der Große Orient von Westphalen d a s Konstitutionspatent für die Loge „Zum hellleuchtenden Stern“ in Celle aus und ernannte v. Stralenheim zum Meister vom Stuhl. Die Feierlichkeiten zur Installation der Loge fanden a m 24. Juni, dem Johannistag statt.
1945 versammelten sich auf Einladung von Bruder Herold a m Sonntag, dem 24. Juni (Johannistag), zwölf Brr., um in der Wohnung des Br. Püllmann, Mitglied der Loge Zum schwarzen Bär in Hannover, über die Reaktivierung der Loge Zum hellleuchtenden Stern zu beraten. Nach einer weiteren Zusammenkunft am 22. Juli wurde beschlossen, die Versammlungen in Zukunft im Klubzimmer der Gastwirtschaft Janssen in der Schuhstraße 48 abzuhalten.

Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg
1946 gründete a m 12. Mai eine zu diesem Zweck einberufene Mitgliederversammlung im Gasthaus Janssen den Verein „St. Johannis-Freimaurerloge Zum hellleuchtenden Stern“, genehmigte die Satzung und wählte zum Vorstand die Brr. Carl Herold (Vorsitzender), Georg Hostmann, Walther Hörstmann, Hermann Gerken und August Burggraf. Die Eintragung im Vereinsregister beim Amtsgericht Celle erfolgte unter der Nummer 180 am 25. Juni 1946. 1954 wurde aufgrund einer Initiative des Meisters vom Stuhl, Br. Walther Hörstmann, am 30. Januar das Souveräne Kapitel „Summum Jus“ Nr. 47 im Tal der Aller zu Celle feierlich installiert. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte entwickelte es sich zu einem der größten Ateliers (Logen) des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus in Deutschland.
1955 beschloss die Mitgliederversammlung am 4. März nach eingehenden Beratungen, die Loge zu teilen. E s wurden zwei neue Logen gegründet: Aurora zum hellleuchtenden Stern, Matrikelnummer 817 und Augusta zum hellleuchtenden Stern, Matrikelnummer 818. Alle nach 1945 aufgenommenen Brüder bildeten, aufgeteilt in alphabetischer Reihenfolge, die Mitglieder der neuen Logen. Brüder, die bereits vor 1933 Freimaurer waren verblieben in der Loge Zum hellleuchtenden Stern.
2010 feierten die Brüder das Johannisfest, das traditionell im Schröder-Ritual durchgeführt
wurde. In Anwesenheit des zug. Großmeister der Großloge AFuAM, Br. Helmut Schlund,
wurden die Logen „Aurora zum hellleuchtenden Stern“ Nr. 817 und „Augusta zum
hellleuchtenden Stern“ Nr. 8 1 8 für ruhend erklärt.

2018/2019 – Wiedergründung der Loge „Augusta“
Am 31.12.2018 verlassen 13 Brüder den Hellleuchtenden Stern und gründen in der Gründungsversammlung am 14.03.2019, in Tradition der alten Loge Augusta Nr. 23 von 1748, die „Loge Augusta im Tal der Aller“ i.Or. Celle. Die Lichteinbringung erfolgt am 09.02.2020 durch den Großmeister der Großloge AFuAM.

Quellen:
Logengeschichte der Loge „Friedrich zum weißen Pferd“ i.O. Hannover,
250 Jahre Freimaurerei in Celle (Bomann Museum Frau Langhammer)
Chronik der Loge Zum Hellleuchtenden Stern i.O. Celle
Chronik der Loge Augusta im Tal der Aller i.Or. Celle